Handgewebte Hamamtücher: ist das wahr oder nur Marketinggeschwätz?

Viele Hamamtücher sind handgewebt, das lese ich oft bei Webshops.
 
Das glaube ich nicht, das ist nur typisches Marketinggeschwätz.
Handgewebt klingt allerdings nach echtem Handwerk, nach reinster Natur und authentisch.
 
Das einzige Mal, dass ich jemandem ein Hamamtuch von Hand weben sah, war in einem Museum in Buldan, dem türkischen Dorf, in dem mein Weber wohnt und arbeitet.
 
Das habe ich sofort gefilmt.
 
Vor einiger Zeit besuchte ich das Dorf Kizilcabölük. Es ist nicht so bekannt wie Buldan, aber auch ein traditionelles Weberdorf.
Im Zentrum, hinter ein paar Bäumen versteckt, steht das alte Gemeindehaus. Dieses Monument wurde in ein Museum für Hamamtücher verwandelt.
 
Im Museum kann man sehen, wie das Garn früher von Hand gesponnen, gewaschen, getrocknet, gefärbt, auf Rollen gespult und gewebt wurde.
 
Für mich als Hamamtuch-Fan ist das natürlich besonders interessant. 😉
 

Nach der Führung fragte ich den Aufseher, ob heute noch von Hand gewebt wird

Er winkte mir, dass ich mitkommen sollte.
 
Wir liefen durch einige schmale Straßen und betraten dann den Hof eines alten Hauses. Er öffnete die Tür.
 
Ich sah zwei alte Webstühle aus Holz, an denen Frauen an der Arbeit waren. Von Hand.
 
Ja, wirklich: von Hand.
 
Ich war sprachlos.
 
Nachdem ich meine Sprache wiedergefunden hatte, redete ich eine der Frauen an und fragte sie, was sie webte. Sie sagte mir, dass sie Tischdecken machte. Sie fertigte diese von Hand, weil sie das früher so gelernt hat, erzählte sie.
 
Mit ihrer rechten Hand zieht sie an einer Leine, mit der der Schnellschützen (auch Weberschiffchen genannt) nach links und rechts geschossen wird. Mit ihren Füßen (achten Sie auf ihre authentischen Pantoffel!) bewegt sie die Webrahmen auf und ab, wodurch erst der eine und dann der andere Kettfaden nach oben bewegt wird. Dadurch schießt der Schnellschützen abwechselnd unter oder über jedem Kettfaden entlang. Nach jedem Einschlag drückt sie mit ihrer linken Hand die Schussfäden eng aufeinander, wofür sie eine Art Kamm verwendet.
 

 

”Es gibt im Dorf nur noch sechs Frauen, die von Hand weben können,” erzählt sie mir

“Wir sind alle über fünfundsechzig. Wenn wir einmal tot sind, kann es niemand mehr.”
 
Besonders schnell geht das von Hand Weben nicht. Sie braucht Stunden für einen Meter Stoff.
 
Sie beklagte sich über ihre steifen Handgelenke.
 
Später hörte ich die Geschichte, dass man in handgewebten Tüchern Emotionen lesen kann. Wenn man sich das Gewebe genau anschaut, kann man sehen, ob die Weberin verärgert oder fröhlich, traurig oder guter Laune war.
 
Ich weiß nicht, ob ich das glauben soll. Schade, dass ich sie nicht gefragt habe.
 
Damit wären wir wieder bei der Anfangsfrage: Denken Sie, dass die Hamamtücher in Webshops tatsächlich handgewebt sind?
 
 

Von Hand weben geht nicht besonders schnell.
Sie braucht Stunden für einen Meter Stoff.